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Gedanken zu meiner Musik
Alles im Leben empfinde ich als einen ständigen Wechsel von Aufregungen und Beruhigungen: meine Musik pendelt zwischen extremer Dramatik und subtilster Kalmierung. Ich folge primär meinen empfundenen musikalischen Vorstellungen, die korrigierende "ratio" benutze ich meist erst später. Beim Komponieren bin ich stets mein eigener und erster Zuhörer, und ich filtere nach Gutdünken aus der Fülle meiner Musikvorstellungen das heraus, was ich aufregend oder beruhigend genug empfinde.
Mein heutiger Kompositionsstil hat seine Wurzeln in meinem ursprünglich romantisch-musikalischen Fühlen, als ich am Beginn meines Suchens stand um musikalischen Ausdruck. Subjektive Empfindsamkeit leitet meine Komponiertätigkeit.
Ich war und bin für alle neuen akustischen Eindrücke stets aufnahmebereit, ohne mich der experimentierenden Avantgarde, von der mein Empfinden mehr und mehr beeinflusst wurde, völlig anzuschließen. Die Tonalität verlor für mich nach und nach an Bedeutung, der Rhythmus trat in den Vordergrund (Orientreisen), Klang- und Geräuschfarben sind heute den (oft betont rhythmischen) Motivbildungen und deren Verarbeitungen in meinen Werken ebenbürtig. Langeweile in der Musik hasse ich...
Über mein Komponieren
In den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren meine musikalischen
Gedanken durch spätromantische Vorbilder geprägt. Dennoch empfand
ich meine Einstufung als "Romantiker" als ungerecht, ja falsch.
Denn ich war (und bin), was meine Einordnung als echten Romantiker hätte
begründen können, alles andere als ein vornehmlich von Sehnsucht
getriebener, weltfremder Phantast. Von Empfinden, vom Gefühl dominiert,
macht einen Menschen noch nicht zum Romantiker. Auch Traditionsverbundenheit,
zu der ich mich bekenne, ist nicht ident mit romantischer Sehnsucht.
Meine frühen Werke sind durch ihre tonalen Bezüge stark traditionsverbunden.
Ich habe die Gefahr selbst wahrgenommen, sich in Altbewährtes einzugleisen
und somit mehr oder weniger Bekanntes zu kopieren; daher war/bin ich stets
bemüht, mich nicht in solch eingefahrenen Spuren zu bewegen.
Die stärkste Hilfe kam mir - eigentlich unerwartet - durch meine
Orientreisen. Ich ließ den Reiz der unabhängigen Melos-Bewegung
auf mich einwirken und es erfaßte mich die Wirkung der ungeahnten
Vielgestaltigkeit des orientalischen Rhythmus, gleichzeitig begann ich,
unabhängig zu werden von tradierter Tonalität, deren ich zeitweise
nicht bedarf. Seither kann ich mich außerhalb des Korsetts unserer
rhytmischen und harmonikalen Gewohnheiten bewegen.
Meine Erfahrungen mit den Percussionsinstrumenten haben meine Sensibilität
für Klangfarbe, Geräusch und viel anderes, was um uns zu hören
ist, gefördert. Und gerne spüre ich manchen Verfremdungen nach,
ohne sie ausschließlich zu benutzen.
Primäre formale Konstruktion liegt mir fern, auch wenn ich darum
weiß. Mein intuitives Formschema basiert auf Auf- und Abbau von
Spannungen. Wie von außen beobachte ich den Grad der angestrebten
Ausgewogenheit. Was will ich wie und wann hören und erleben? Davon
lasse ich mich leiten. Ich bin damit bisher - von mir aus betrachtet -
zufrieden.
Arbeitsweise.
Zunächst - und dies viele Jahre lang - komponierte ich am Klavier. Auch
heute noch schreibe ich derart meine Werke für Tasteninstrumente.
Durch die Hinwendung zu Klang und Geräusch, durch die Spezifizierung
auf bestimmte Instrumente, wurde das "Am-Klavier-Schreiben" umständlich,
ja störend. Außer für Klavier, entstanden alle meine vielen
Konzerte an meinem Schreibtisch. Dabei eilen meine musikalischen Gedanken
der Notationsgeschwindigkeit weit voraus. Dadurch gibt es kaum mehr zusammenhängende
Skizzen. Flüchtige, rasch gekritzelte Andeutungen müssen, wenn
der im Augenblick umgesetzte Atem des Einfalls eine Zäsur zuläßt,
sofort etwas konkreter notiert oder sogleich in die Partitur übertragen
werden.
Von allem Anfang an war es mein Bestreben, "wie gedruckt" kalligraphisch
schön zu schreiben. Und ich darf mit Genugtuung sagen, daß
mir dies bei einigen meiner handgeschriebenen Partituren in hohem Maß
und zu meiner Zufriedenheit gelungen ist.
Der Umstand, daß ich mich mehrere Jahre in die Anwendung eines Notenschreib-Programms
eingearbeitet habe, erlaubt es mir, heute rascher am PC Noten zu schreiben,
als mit der Hand. Nur: wenn ich nicht mit der traditionellen Notierung
das Auslangen finden kann, wäre eine manuelle Notenfertigung angebrachter,
weil sie nicht an vorhandene (Sonder-)Grafik gebunden ist. Immer häufiger
kommt es vor, daß ich direkt "in den PC hinein" komponiere.
Ohne jegliche Skizze. Änderungen, Streichungen bedürfen keines
Radiergummis, sind also leichter ausführbar; die Wiederherstellung
eines früheren Notenbildes ist möglich. Zudem kann ich auch
das optische Notenbild meinen Vorstellungen entsprechend verändern.
he
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