Der Komponist Horst Ebenhöh, vor vielen Jahren schon als "Synthese-Sucher" zwischen "alt" und "neu" bezeichnet, hat sich im Zeitraum von 1950 bis zur Jahrtausendwende zum unverwechselbaren Mittler zwischen Tradition und Neuem in der Musik entwickelt. Er ging dabei den Weg der permanenten Evolution und vermied tunlichst ausgefahrene wie auch gerade in Mode befindliche Gleise. Seine Vorstellung umfaßt die meisten musikalisch relevanten Parameter der Musik, ausgenommen die der Elektronik, wobei sein "Synthese-Denken" nicht ausschließt, daß einzelne musikalische Komponenten von anderen abstrahiert werden. So wird zum Beispiel da und dort die Tonhöhe zu Gunsten von Geräusch oder Klangfarbe oder Rhythmus ausgespart.  
     
  Stil - persönliche Betrachtungen zur Musik von Horst Ebenhöh  
 

Gedanken zu meiner Musik

Alles im Leben empfinde ich als einen ständigen Wechsel von Aufregungen und Beruhigungen: meine Musik pendelt zwischen extremer Dramatik und subtilster Kalmierung. Ich folge primär meinen empfundenen musikalischen Vorstellungen, die korrigierende "ratio" benutze ich meist erst später. Beim Komponieren bin ich stets mein eigener und erster Zuhörer, und ich filtere nach Gutdünken aus der Fülle meiner Musikvorstellungen das heraus, was ich aufregend oder beruhigend genug empfinde.
Mein heutiger Kompositionsstil hat seine Wurzeln in meinem ursprünglich romantisch-musikalischen Fühlen, als ich am Beginn meines Suchens stand um musikalischen Ausdruck. Subjektive Empfindsamkeit leitet meine Komponiertätigkeit.
Ich war und bin für alle neuen akustischen Eindrücke stets aufnahmebereit, ohne mich der experimentierenden Avantgarde, von der mein Empfinden mehr und mehr beeinflusst wurde, völlig anzuschließen. Die Tonalität verlor für mich nach und nach an Bedeutung, der Rhythmus trat in den Vordergrund (Orientreisen), Klang- und Geräuschfarben sind heute den (oft betont rhythmischen) Motivbildungen und deren Verarbeitungen in meinen Werken ebenbürtig. Langeweile in der Musik hasse ich...

 

Über mein Komponieren

In den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren meine musikalischen Gedanken durch spätromantische Vorbilder geprägt. Dennoch empfand ich meine Einstufung als "Romantiker" als ungerecht, ja falsch. Denn ich war (und bin), was meine Einordnung als echten Romantiker hätte begründen können, alles andere als ein vornehmlich von Sehnsucht getriebener, weltfremder Phantast. Von Empfinden, vom Gefühl dominiert, macht einen Menschen noch nicht zum Romantiker. Auch Traditionsverbundenheit, zu der ich mich bekenne, ist nicht ident mit romantischer Sehnsucht.
Meine frühen Werke sind durch ihre tonalen Bezüge stark traditionsverbunden. Ich habe die Gefahr selbst wahrgenommen, sich in Altbewährtes einzugleisen und somit mehr oder weniger Bekanntes zu kopieren; daher war/bin ich stets bemüht, mich nicht in solch eingefahrenen Spuren zu bewegen.
Die stärkste Hilfe kam mir - eigentlich unerwartet - durch meine Orientreisen. Ich ließ den Reiz der unabhängigen Melos-Bewegung auf mich einwirken und es erfaßte mich die Wirkung der ungeahnten Vielgestaltigkeit des orientalischen Rhythmus, gleichzeitig begann ich, unabhängig zu werden von tradierter Tonalität, deren ich zeitweise nicht bedarf. Seither kann ich mich außerhalb des Korsetts unserer rhytmischen und harmonikalen Gewohnheiten bewegen.
Meine Erfahrungen mit den Percussionsinstrumenten haben meine Sensibilität für Klangfarbe, Geräusch und viel anderes, was um uns zu hören ist, gefördert. Und gerne spüre ich manchen Verfremdungen nach, ohne sie ausschließlich zu benutzen.
Primäre formale Konstruktion liegt mir fern, auch wenn ich darum weiß. Mein intuitives Formschema basiert auf Auf- und Abbau von Spannungen. Wie von außen beobachte ich den Grad der angestrebten Ausgewogenheit. Was will ich wie und wann hören und erleben? Davon lasse ich mich leiten. Ich bin damit bisher - von mir aus betrachtet - zufrieden.


Arbeitsweise.

Zunächst - und dies viele Jahre lang - komponierte ich am Klavier. Auch heute noch schreibe ich derart meine Werke für Tasteninstrumente. Durch die Hinwendung zu Klang und Geräusch, durch die Spezifizierung auf bestimmte Instrumente, wurde das "Am-Klavier-Schreiben" umständlich, ja störend. Außer für Klavier, entstanden alle meine vielen Konzerte an meinem Schreibtisch. Dabei eilen meine musikalischen Gedanken der Notationsgeschwindigkeit weit voraus. Dadurch gibt es kaum mehr zusammenhängende Skizzen. Flüchtige, rasch gekritzelte Andeutungen müssen, wenn der im Augenblick umgesetzte Atem des Einfalls eine Zäsur zuläßt, sofort etwas konkreter notiert oder sogleich in die Partitur übertragen werden.
Von allem Anfang an war es mein Bestreben, "wie gedruckt" kalligraphisch schön zu schreiben. Und ich darf mit Genugtuung sagen, daß mir dies bei einigen meiner handgeschriebenen Partituren in hohem Maß und zu meiner Zufriedenheit gelungen ist.
Der Umstand, daß ich mich mehrere Jahre in die Anwendung eines Notenschreib-Programms eingearbeitet habe, erlaubt es mir, heute rascher am PC Noten zu schreiben, als mit der Hand. Nur: wenn ich nicht mit der traditionellen Notierung das Auslangen finden kann, wäre eine manuelle Notenfertigung angebrachter, weil sie nicht an vorhandene (Sonder-)Grafik gebunden ist. Immer häufiger kommt es vor, daß ich direkt "in den PC hinein" komponiere. Ohne jegliche Skizze. Änderungen, Streichungen bedürfen keines Radiergummis, sind also leichter ausführbar; die Wiederherstellung eines früheren Notenbildes ist möglich. Zudem kann ich auch das optische Notenbild meinen Vorstellungen entsprechend verändern.


he


 

 
     
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