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HORST EBENHÖH - geboren 1930 in Wien, wohin seine Eltern nach dem
ersten Weltkrieg aus Westböhmen gekommen waren, begann sehr früh
mit dem Klavierspiel. Bis zur kriegsbedingten zweijährigen Unterbrechung
war er Schüler von Roland Raupenstrauch. 1945 nach Wien zurückgekehrt,
setzte er sein Klavierstudium zunächst am Konservatorium der Stadt
Wien bei Richard Hauser fort, wechselte dann an die damalige Musikakademie,
wo er nach der Gymnasiummatura Musikpädagogik und Klavier studierte;
parallel dazu studierte er an der Universität Wien Geographie. Staats
-und Lehramtsprüfungen schlossen die Zeit der ersten Nachkriegsjahre
ab, in der man auf ihn als Komponisten schon aufmerksam wurde.
In dieser Zeit konnte er in ungezählten, von ihm organisierten und
pianistisch betreuten Aufführungen von Solo- über Kammermusik
bis hin zu vollständigen szenischen Opernaufführungen viel grundlegende
Erfahrungen sammeln, die ihm später auch kompositorisch zugute kamen.
Besonders in diesen Jahren entwickelte sich sein individueller Personalstil,
der gekennzeichnet ist durch motivliche Verarbeitung, Rhythmus und durch
sein nuancenreiches Klangempfinden. Obgleich in Ebenhöhs Musik viel
Unerwartetes und Neues zu hören ist, hat er doch mit der "Tradition"
nie prinzipiell gebrochen. So beginnt sein Werkverzeichnis mit der Violinsonate
in C-dur op.1 (für die er einen Preis der Musikakademie in Wien erhalten
hatte). Sie ist harmonisch vielgestaltig und läßt des Komponisten
rhythmische Entwicklung vorausahnen.
Manche Werke erregten beträchtliches Aufsehen, wie z.B. seine "Musik
für Klavier und Orchester", die 1975 mit einem "Premio
Città di Trieste" ausgezeichnete "Symphonie op.34"
oder sein "Konzert für doppeltes Schlagzeug und Orchester".
In den frühen 50er-Jahren, als er, wie seine Komponistenkollegen,
zu den Jugendkulturwochen nach Innsbruck eigeladen wurde, schloß
er sich nicht dem Trend des Experimentierens an. Bald galt er, der, ohne
Neues auszugrenzen, seinen Stil unbeirrt nach seinen empfundenen Vorstellungen
weiterentwickelte, bei den damaligen Avantgardisten als "Romantiker"
(womit man damals jeden belegte, der dem Empfinden mehr nachging als dem
Intellekt). Sein Wissen um technische Machbarkeit und Empfinden für
die klangliche Behandlung der Instrumente und der menschlichen Stimme
ermöglichen es, daß er neben unüberhörbaren Kraftausbrüchen
auch subtilste Klänge in seine Werke einfließen lassen kann.
Sein verwendetes Spektrum von Geräuschen kommt einer großen
Zahl von Werken für Percussionsinstrumente (Schlagzeug) zugute: sein
"Konzert für doppeltes Schlagzeug und Orchester" wurde
1988 als einziges österreichisches Orchesterwerk für das Internationale
Festival im damaligen Leningrad ausgewählt. Der dortige Erfolg brachte
dem Komponisten den Auftrag für ein weiteres Schlagzeugkonzert ("Konzert
für drei Schlagzeuger und Orchester"). Die politischen Ereignisse
in Rußland haben zwar die dort geplante Uraufführung zunächst
verhindert (sie fand 1993 in Wien statt), doch wurden etliche seiner Werke
in anderen Teilen der ehemaligen UdSSR gespielt. In New York pries die
NEW YORK TIMES 1988 die Uraufführung seines Posaunenkonzerts als
"das Ereignis des Tages".
Horst Ebenhöh unterrichtete 36 Jahre an Gymnasien als Professor
für Musik und Geographie, seit 1990 lebte er in Niederösterreich,
wo er sich hauptberuflich dem Komponieren widmete. Verstärkt war er um die neue Musik, besonders um die der niederösterreichischen
Komponisten bemüht - er war Mitbegründer der INÖK und als
deren Vorstand lange an der Organisation von "Niederösterreich
International" beteiligt. Bis zuletzt trug er als Organisator
und durch Vorträge im In- und Ausland dazu bei, Mittel und Wege zur
Verbreitung der neuen Musik zu finden und zu nutzen.
Am 26.12.2022 verstarb der Komponist während der Arbeit an einem neuen Werk - er hatte bis zuletzt komponiert.
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